Konfektionierung von Kabelbäumen zur Verlagerung der ECU an kühlere Orte

  • Ein bekanntes Thema: Ausfälle der Motorsteuergeräte durch Hitzestau, ECUs kaum erhältlich. Längerfristiger Gedanke: Wie mache ich die Elektronik für die nächsten Jährchen haltbarer...


    Primär hatte ich Versuche gemacht mit Isolation der ECU vom Plenum (anfangs gute Kühlung durch Ansaugluft, bei durchgeheiztem Motor aber über viele Stunden anhaltender Hitzestau), Hitzeschutzblechen (sind irgendwann auch alle durcherhitzt) und Zwangsbelüftung (unvermeidbarer Kompromiss aus stundenlangem Nachlaufen der Ventilatoren und Batteriekapazität). Man kann mit diesen Massnahmen zwar die starkste Auspuffhitze abhalten, aber nicht verhindern, dass die ECU über längere Zeit auf gemessene 70-80 Grad Celsius durcherhitzt wird, und das ist für die Elektronik und vor allem den leitfähigen Kleber, der in der ME 7.3.1 verwendet wurde, auf die Dauer zu viel.... wie man weiss.


    M. E. die einzig vernünftige Option ist die Verlagerung der ECU in kältere Zonen des Fahrzeugs. Innenraum ist ohne grössere Massnahmen keine Option, vor allem, wenn man die Originalität des Autos/ Rückbaufähigkeit bedenkt. Daher ist auch eine Verlängerung der Kabelbäume am Fahrzeug für mich keine Option (abgesehen davon, dass man an den fahrzeugseitigen (A- oder F-Stecker) nicht gut rankommt. Daher das Konzept, komplette Kabelbäume mit zugehörigen Steckern und Buchsen herzustellen, um das Steuergerät in den vorderen linken Motorraum über dem Radhaus unter der Kunststoffabdeckung versetzen zu können. Ist eine schöne Arbeit für lange Winternächte. Ich bin schon das ganze Jahr am Suchen und Probieren und noch mittendrin, es wird aber langsam.


    Heute mal ein paar Worte zur Materialsuche:

    Stecker (die also auf der ECU eingesteckt werden): 1) Originalkabelbäume zu opfern kommt natürlich nicht in Frage. 2) Die Stecker für A und B auf der ECU sind verschieden. 3) Die Stecker sind von TE Connectivity nicht mehr erhältlich.

    Der motorseitige Stecker B ist der untere der beiden auf dem Bild, mit den zentralen Nasen und Nasen am vorderen Ende. Diesen bekommt man verhältnismässig preiswert aus einem Motorkabelbaum von z.B. einem 147 1,6 TS. Die Verwendung eines Vierzylinder-156-Kabelbaumes ist nicht möglich!

    Den fahrzeugseitigen Stecker A (oben auf dem Bild mit den beiden zentralen Nasen) könnte man natürlich aus einem Schrottfahrzeug entnehmen, es geht aber auch anders, nämlich mit einem Motorkabelbaum (!) eines jeden Opel Zafira/ Astra/ Vectra mit dem 2,2 Liter Benzinmotor. Glücklicherweise ist dieser bei Opel motorseitige Stecker der bei den Alfas fahrzeugseitige. Den Kabelbaum gibt es auch recht preiswert in den einschlägigen Buchten.


    Buchsen (die an den originalen Steckern angeflanscht werden): Stellen ein nicht unerhebliches Problem dar: 1) Aufgrund des PIN-Versatzes von 1,27mm (Hälfte des bekannten Rastermasses von 2,54mm) sowie des Versatzes der Reihenabstände der PINs ist eine Standardplatine nicht geeignet. Hatte daher zuerst die Idee, eine Kleinserie von Platinen herzustellen (habe ich früher oft gemacht), fand aber dann eine bessere Lösung (siehe unten). 2) Der Versuch, ein billiges ME 7.3.1 Steuergerät aus einem Alfa zu verwenden und die Kabel direkt anzulöten, scheiterte daran, dass die Kontakte umfänglich vergossen und daher nicht zugänglich sind (siehe Bild).

    Die Lösung kommt (man glaubt es nicht) wieder von Opel, denn in den Steuergeräten (aus dem 2,2 Liter Benziner z.B.) sind noch konventionell gelötete Stecker verbaut worden. Bekommt man in optisch desolaten Zustand für etwa 20€ (siehe Bilder). Als Gehäuse habe ich eines aus Aludruckguss von Conrad verwendet (siehe Bild). Zum Schluss sieht das so aus wie auf dem letzten Bild.


    Kabel ist ein handelsübliches fahrzeuggeignetes FLRY mit 0,75mm² Leitungsquerschnitt, man benötigt etwa 80m.


    Die Verarbeitung der Materialien zu einem halbwegs Ganzen gibt es beim nächsten Mal...


    Viele Grüsse, Thomas

  • Huhu

    Vielleicht kann das jemand in die Rubrik "Werkstatt" - "Reperaturanleitungen" verschieben.


    Schöne Grüße Meik

    Alfa Romeo Spider 916 2,0 TS BJ. 2001


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  • Foddo gibs noch nich, ist ja noch am werden. ECU kommt unter die seitliche schwarze ABS-Abdeckung über dem in Fahrtrichtung linken vorderen Radhaus. An dem Träger, an dem auch der Kühler von der Servolenkung ist, lässt sich das Teil gut vibrationsgedämpft befestigen, und man kommt von oben gut dran. Bitte noch um Geduld, ich werde die Vorgehensweise genau beschreiben.

  • Da wäre bei mir kein Platz, weil unter der Abdeckung der Ölbehälter und die Hydraulikpumpe vom Selespeed sitzen.

    Im Wischerkasten kann man das bestimmt auch unterbringen, da haben ja viele Autos ab Werk das ECU sitzen.


    Aber jetzt weiß ich wenigstens welche Stecker und welche Buchsen passen, wenn ich auf die Idee kommen sollte mein ECU anders zu positionieren.

    Merci! :like:

    "You can't be a true petrolhead until you've owned an Alfa Romeo"

    Jeremy Clarkson

  • Ein Grund mehr, froh zu sein, kein Selespeed zu haben... :joint:

    Weiter hinten im Radhaus, bei der Sirene, würde man die ECU auch ganz gut unterbringen können (würde halt schwerhörig, die arme...). Kabellängen sollten bei den Strömen und Frequenzen kein Problem darstellen.

    Schönen Abend!

  • Naja ich bin froh einen Selespeed zu haben, einmal Selespeed, nie mehr ohne.

    Während andere noch im Getriebe rühren, beschleunige ich längst wieder :joint:

    "You can't be a true petrolhead until you've owned an Alfa Romeo"

    Jeremy Clarkson

  • ...weil ich Dir mit Deinem Namen und der Zusatzinfo Deines Wohnortes innerhalb von 20 Sekunden Deine Adresse mitsamt Telefonnummer sagen kann. Den Namen Deiner Frau auch. Und das sind nur die harmlosen Beispiele, für die böse Menschen wie ich im Netz nicht mal zwei Gehirnzellen wecken müssen.


    Wenn Du Dir dessen bewusst bist und Deine Entscheidung bewusst getroffen hast, sei Dir das natürlich unbenommen. Weder Clausi noch ich meinen das böse. :prost1:

  • Ne Leute, damit fange ich nicht an. Ich halte die Anonymität im Netz für die Hauptursache schlechter Manieren (selbstverständlich nicht persönlich gemeint). Bin übrigens kraft meines Amtes eh eine recht öffentliche Person, und ans Telefon gehe ich eh´nie...

    In diesem Sinne auf gute Freundschaft und Kommunikation im Klartext!

  • ..wow, wie geil ist datt denn..

    Habe auch schon daran Gedacht, die ECU an einen kühleren Ort zu verbannen, bin aber dann ganz schnell von abgekommen, da.

    a. die Stecker ich nicht finden konnte

    b. ich leider nicht so der "Löti" bin :(


    Jetzt müsste "mann" nur jemanden finden, der das "einem" konfektioniert.. :) natürlich gegen entgeld..


    Bin auf die Fortsetzung gepsannt.

  • Du musst ja nicht mal zwingend löten...


    Das Geld mal außen vor gelassen, kann man das auch alles passend konfektionieren und einpinnen und sich so eine Art "Verlängerungskabel" bauen. Nachteil ist natürlich, man muss die passenden Stecker haben und das passende Werkzeug - und das ist nicht gerade günstig. Vorteil - man kann jederzeit problemlos zurückrüsten und es ist allemal günstiger als ein geschossenes MSG.


    Aber egal, wie man es nun genau macht - das MSG zu verlagern ist eine verdammt gute Idee. Ich hab nie verstanden, warum Alfa das ausgerechnet da verbaut hat...

  • …...Aber egal, wie man es nun genau macht - das MSG zu verlagern ist eine verdammt gute Idee. Ich hab nie verstanden, warum Alfa das ausgerechnet da verbaut hat...

    Basti, hör auf zu grübeln....:Geheimnis:

    .....vielleicht Kabel zu kurz für ne andere Position....;)


    (es gibt Dinge, die kann man einfach nicht verstehen)

  • Moin moin!

    Soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, wollte man mit den sehr nah am Motor installierten ECUs tatsächlich Kabellänge und den Aufwand für die offensichtlich teure Kabelkonfektionierung sparen.


    guzzi97 Löten muss man sogar ziemlich gut können, anders geht es nicht. Aber keine Hexerei. Kann das ganze gerne auch für Euch machen, dauert aber und ist nicht billig, ich schätze, dass ich bestimmt 30 Stunden Arbeit brauche. Wenn man aber bedenkt, dass die ECUs nicht leicht erhältlich sind und vor allem das Überleben der Fahrzeuge davon abhängt, finde ich den Aufwand gerechtfertigt. Es sind auch nicht alle ECU-Fehler reparabel.


    @baumschubser171 Was das Geld angeht: Es gibt die Stecker als sogenannte Reparatursätze für den Fiat Punto, ist ganz aus Plastik, sieht furchtbar aus und kostet ca. 170 Flocken....


    SchönenTag Euch, Fortsetzung folgt.

  • Hat eher was mit schneller Montage am Band zu tun ... der Motor kommt so fast fertig verkabelt aus dem Motorenwerk in die Montagehalle und 2 ... 3 Klicks später ist der fertig mit dem Auto verkabelt .

    Sitzt das Steuergerät entfernter in der Karosserie , müssen etliche Kabelstränge verclipst und getestet werden .

    Wenn etwas nicht funzt fällt auch sofort wieder eine aufwändige Fehlersuche an .


    Im Opelwerk hier wurden die Motoren mit Fahrschemel etc. komplett montiert, dann kam ein Teststecker dran, der Motor wurde gestartet und sämtliche Funktionen durchgeprüft .


    Am Auto Restkabelbaum im Werk kam ne Simulationsbox.... um die Elektrik ohne Motor zu testen .... und irgendwann am BAnd wurde das "mal eben" zusammengesteckt.....


    Was dahinter steckt ?? Schnellstmögliche und billigste Montage . Halten muss das nur 3 bis 4 Jahre , dann ist der erste Leasingnehmer durch und die Karre an die 2-Hand verscherbelt , Der Besitzer hat dann eh keine Garantie und Kulanzansprüche mehr ......

    Einmal dachte ich ich hätte unrecht, aber ich hatte mich geirrt .....

  • Hi!

    Grundsätzlich gilt, dass Elektronik umso länger lebt, je normaler die Temperaturen sind. Daher macht eine Verlagerung ganz grundsätzlich dann Sinn, wenn das Steuergerät sehr nah oder direkt (dann kommen noch Vibrationen dazu) am Motor verbaut wurde und z.B. durch Abgaskrümmer direkt zusätzlich starker Strahlungshitze ausgesetzt ist.


    Ob im Einzelfall für ein Steuergerät besondere Gefahr besteht, hängt natürlich neben den Temperaturen auch von der Machart ab (Stichwort Leitkleber). Da zeigt sich die Langzeitstabilität erst nach Jahren. Die ME 7.3.1 Steuergeräte aus Anfang der 2000er sind wohl besonders empfindlich.


    Einbau und Machart der moderneren ECUs der Giulietta kenne ich aktuell nicht, habe im Netz auf die Schnelle nix gefunden. Ich denke schon, dass die Jungs von Bosch und Co. was dazugelernt haben... hoffentlich. Da die Steuergeräte ja noch problemlos erhältlich sind und bis dato keine Probleme bekannt sind (soweit ich weiss), würde ich erstmal abwarten. Die einzige Ausnahme würde ich bei einem potenziellen Sammlerauto machen.


    Grüsse, Thomas