Tonale Erfahrungsbericht auf 500km

  • Ich möchte euch einmal meinen ganz persönlichen Eindruck vom Tonale mitteilen. Ich hatte das Glück ihn 1 Woche lang fahren zu dürfen und habe ca. 500 km abgespult. Somit konnte ich ihn ausgiebig testen.


    Bekommen habe ich einen 1.5 mit 160 PS und Veloce Ausstattung in schwarz. Ich muss sagen schwarz steht dem Auto überhaupt nicht. Hier geht die Details völlig unter. Innen war er ebenfalls schwarz und hatte schwarze Ledersitze mit Memory und Sitzheizung und Lüftung. Gefühlt spricht die Sitzheizung etwas schneller an als im Stelvio und wird auch wärmer. Gegrillt wird man trotzdem nicht. Was mich aber völlig genervt hat war das man zum einschalten immer auf den Touch Screen drücken musste, was im normalen Menü oben rechts (für den Fahrer) ist und echt winzig. Lenkt vom Verkehr ab und ist blind nicht zu bedienen. Ja ich weiß man kann sich eine extra Kachel dafür anlegen und in den Tiefen des Systems auch automatisch einschalten lassen. Schön ist es trotzdem nicht. Das Leder ist perfekt verarbeitet gewesen und etwas weicher als das im Stelvio auf den Veloce Sitzen.


    Das Navi selbst löst sehr gut auf und die Sprachsteuerung klappte sehr gut. Auch mit einfachen Befehlen wie „fahre zum Hornbach in Halle“ konnte das System die Route zügig berechnen. Auch die Klimatemperatur kann per Sprache angepasst werden. Die Sitzheizung scheinbar nicht (zumindest habe ich den Befehl dafür nicht herausgefunden).


    Wie sitzt es sich nun?


    Nun ja, die Sitze kommen nicht an die Veloce Sitze aus Giulia und Stelvio ran. Sie sind bequem, aber im Beinbereich fehlt mir etwas die Abstützung und im Schulterbereich könnte es für große Menschen auch zu wenig halt geben. Aber es gibt eine Neigungsverstellung, immerhin. Das Leder fast sich aber schön an und verströmt einen leichten Lederduft. Ansonsten gibt es schon viel Hartplastik, auch wenn alles sehr gut verarbeitet ist. Hinten habe ich hinter mir (182cm groß) genügend Platz zum Sitzen. Seitenhalt hier gleich null, aber das hat man auch nicht anders erwarten können.


    Assistenzsysteme und Licht


    Der Tonale hatte jede Menge Helferlein. Der Spurassistent und Tempomat funktionieren echt gut. Sanft hält er die Bahn ohne nervig zu wirken und lenkt wunderbar durch Kurven durch. In Baustellen hatte er natürlich Probleme, aber hier waren die gelben Markierung teils abgefahren und er schwankte hin und her. Die 360 Grad Kamera ist sehr angenehm und man erhält einen guten Überblick. Allerdings zeigt sie hier sehr schnell rot an obwohl noch gute 40cm Platz sind. Die Lichtautomatik verrichtet zuverlässig ihren Dienst. Das Matrix LED Licht ist gut aber jetzt nicht die Offenbarung von der immer berichtet wurde. Im Stelvio habe ich die Xenon Nightbreaker drin die ein ähnliches Licht machen. Wobei ich finde das in Kurven der Stelvio besser die Kurve ausleuchtet als der Tonale. Was mir noch aufgefallen ist das das Abbiegelicht im Tonale ausgeht wenn der Blinker an ist. Fand ich etwas komisch, weil es nach dem abbiegen und als der Blinker aus war es kurz heller wurde. Das ausblenden des Gegenverkehrs klappte bei mir sehr gut und fehlerfrei. Fahren bei Nacht ist auch bei Regen sehr angenehm und für die Augen auch weniger ermüdend.


    Motor, Antrieb und Lenkung


    Tja der Motor, er hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Man merkt die Elektrounterstützung beim Anfahren sehr gut und es geht flott voran. Aber wenn man mal mehr Leistung haben möchte dreht er eher unwillig über 4000 Touren und ist dann auch laut. Die Kraftentfaltung ist sehr Liniar, somit kommt bei höherer Drehzahl auch nicht mehr Beschleunig zustande. Wenn man die Geräusche ignoriert und ihn ausquetscht ist man trotzdem flott unterwegs. Der Tonale ist allgemein ein sehr leises Auto, fand ich. Allerdings bei starken Seitenwind hat er die gleichen, recht lauten Windgeräusche von der A Säule wie der Stelvio. Die Lenkung ist sehr direkt wenn auch etwas gefühllos um die Mittellage herum. Trotzdem kann man recht hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren. Das Fahrwerk steckt das mühelos weg und das Kurvenräubern macht sogar ein wenig Spaß wenn, ja wenn, der Motor mehr Bums hätte. Hier fehlt einfach Leistung zum Spaß haben. Traktionsprobleme gab es weder Nass noch Trocken, der Tonale bekommt die Kraft gut auf die Räder. Die Automatik schaltet schnell und recht geschmeidig. Nur wenn der Elektromotor ins Spiel kommt wird es etwas unangenehm. Oftmals weiß die Elektronik nicht was sie genau tun soll und so ruckt es immer mal. Wenn man das weiß kann man es mit dem Gasfuß kompensieren, aber ein wenig Feinschliff wäre hier schön. Auf der Autobahn liegt der Tonale sehr satt und man kann problemlos höhere Geschwindigkeiten fahren. Allerdings mehr wie knapp 200 km/h pro Stunde waren nicht drin. Ab 180 km/h wird es sehr, sehr zäh und man benötigt viel Anlauf. Bis 160 km/h ging es Flott, das scheint der Wohlfühlbereich zu sein vom Tonale.

    Kommen wir zum Verbrauch, ich bin ein kurzes Stück Autobahn (ca. 60 km) und den Rest Landstraße (teils zweispurig) und Stadt gefahren. Als ich ihn bekommen habe ich die Trip Computer genullt und habe auf der gesamten Strecke nach Boardcomputer 7,5l pro 100km verbraucht. Errechnet habe ich 7,8l. Auf der Autobahn wurden mir Verbräuche von um die 10l angezeigt aber wie gesagt da war viel Vollgas dabei. Zum Vergleich für euch mit dem 280 PS Stelvio benötige auf der gleichen Ausstrecke (also Landstraße und Stadt) ca. 9,3l. Wobei es beim Stelvio deutlich merkbar ist ob ich morgens im Stau stehe oder nicht. Der Tonale ist vor allem in der Stadt sehr sparsam mit seinem Elektroanteil. Ich denke man kann sagen das er ca. 2l sparsamer ist als der Stelvio mit 280 PS im Mix. Auf der Autobahn wird sich das vermutlich verringern, da da der Tonale gerne mal einen Schluck mehr nimmt.


    Noch etwas zu den Fahrmodi, im D merk man das das Gaspedal deutlich spitzer ist und die Dämpfer echt hart werden. Da hoppelt der Tonale schon ordentlich über den Asphalt. A ist nicht wirklich nutzbar, da ist die Gasannahme dermaßen träge und auch bei Vollgas kommt nicht viel das es gefährlich wird zu überholen. Im N Modus kann man gut im Verkehr mit schwimmen, ich habe den Tonale auch am meisten im N Modus bewegt.


    Was hat mich am meisten genervt?

    Einmal hat der Tonale gemeldet das ihm Luft im Reifen fehlt. Ok kein Problem an die Tanke und aufpumpen. Leider muss man umständlich diese Meldung im Bordcomputer zurücksetzen. Ein Handbuch gibt’s so nicht mehr und ich musste zuhause erstmal umständlich im Internet suchen wie das geht. Hab dann ein Video gefunden in dem es Erklärt war. Aber wirklich jetzt?

    Dann hatte der Sensor für den Spurhalteassistenten immer wieder einen Fehler wegen verdreckter Scheibe. Der ist so empfindlich das schon minimaler Film auf der Scheibe z.B. von der Reinigungsanlage ausreicht um auszusteigen. Laut Werkstatt soll das aber mit einem Update behoben werden. Zu guter Letzt die bereits oben angeführte Bedienung der Sitz und Lenkradheizung, da gibt es bessere Möglichkeiten.


    Gibt es den nur was zu Meckern?

    Nö, gibt es nicht. Ich begeistert von den digitalen Armaturen die echt schön gemacht sind und super ablesbar sind. Die Bedienung über das Lenkrad klappt ebenfalls super. Das Navi hat eine gute Auflösung und die Suche nach Zielen ist sehr einfach. Die Geräuschkulisse im Fahrzeug ist sehr gering und man kann so entspannt auch lange Strecken fahren. Übrigens war der Tonale mit einem H&K System ausgestattet das deutlich mehr Bass liefert als im Stelvio oder Giulia. Allerdings für mich schon fast zu viel und leider gehen die Höhen etwas verloren. Für mich habe ich aber eine gute Einstellung gefunden. Allgemein war der Tonale ein unauffälliger Begleiter der angenehm seinen Dienst verrichtet hat. So richtig genervt haben nur die oben angesprochenen Punkte die zumindest was die Software betrifft behebbar sind.


    Mein persönliches Fazit

    Der Tonale ist ein sehr ausgereiftes Auto mit einer guten Größe im Innenraum und beim Kofferraum. Das Fahren ist jetzt nicht „das“ Erlebnis aber man kommt sehr gut von A nach B und das sehr entspannt. Allgemein lädt der Tonale zur entspannten Fahrt ein, wer es gerne mal etwas wilder mag wird mit dem 160 PS Motor nicht so recht glücklich werden. Für viele ist der Hybrid mit 280 PS aber keine wirkliche Alternative, hier sollte Alfa unbedingt den in Amerika lieferbaren 2.0 Benziner bringen. Könnte ich mir vorstellen den Stelvio gegen den Tonale zu tauschen? Hm aktuell eher nicht, auch wenn ich noch das Vorfacelift also die erste Generation vom Stelvio habe ist der Fahrspaß ungebrochen und die souveräne Leistung des 2.0 sagt mir mehr zu als die des 1.5 im Tonale. Es ist halt eine Klasse höher auch wenn der „Dicke“ (so nennen wir den Stelvio) das ältere Auto ist. Wer allerdings auf den Verbrauch und den Unterhalt achten muss ist mit dem Tonale nicht schlecht dran auch wenn es spritzigere Fahrzeuge in dieser Klasse gibt.



    Ich hoffe der etwas längere Text war ok für euch und gibt euch ein wenig Hilfe falls ihr überlegt einen Tonale zu kaufen. :AlfaFahne:

    Viele Grüße

    Sebastian

  • Dem Bericht kann ich 100% zustimmen.

    Gleiche Erfahrungen und Auffälligkeiten bei mir.

    Nur dass ich bis jetzt (ca. 800km) keine Fehlermeldungen hatte und bei meinem bereits SW-Update drauf ist, was den "Helferleins" mehr Zuverlässigkeit gibt.


    Ansonsten sehr gut beschrieben :like:

    Russo Turisto — Oblico morale:saint: